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Auch in architektonischer Hinsicht ein Vorzeigeprojekt: Altenheim St. Nikolaus am Biederstein in München, errichtet 1952, Außenansicht 1956. | © (Münchner Kirchenzeitung/Gustl Tögel, Archiv des DiCV München und Freising e. V., Fotosammlung)

Leben im Alter – Wohnen nach Maß

Mit dem Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e. V. den Lebensabend gestalten

Nach dem Zweiten Weltkrieg wandelte sich der Diözesan-Caritasverband zunehmend zu einem Träger eigener Einrichtungen und Dienste. Sozialpolitische Vertretung, Beratung und Hilfsdienst für die verschiedenen Träger, die in vergangener Zeit selbst solche Heime errichtet und betrieben hatten, war ursprünglich die Hauptaufgabe des Diözesan-Caritasverbands gewesen. Nach dem Krieg aber waren die Kongregationen, Stiftungen, Vinzenz- und Elisabethenvereine oft nicht mehr in der Lage dazu, ihre Einrichtungen selbst zu betreiben. Zudem wurde der Caritas auch offiziell durch die Besatzungsmächte die Betreuung der katholischen heimatlosen Ausländer übertragen.[1] Unter den ersten übernommenen Einrichtungen befanden sich die Flüchtlingsaltenheime in Berchtesgaden (Tauernhof), Dachau (Moosschwaige), Dietramszell (Kloster der Ursulinen), Freising, Hohenaschau, Schloss Laufen, Törwang und Garmisch-Partenkirchen. Das Altenheim für heimatlose Ausländer, St. Nikolaus am Biederstein in München, errichtete der Diözesan-Caritasverband 1952 in Rekordzeit. Bis 1956 hatte der Diözesan-Caritasverband 1.339 Betten geschaffen.

In den 1960er-Jahren wurde der demografische Wandel in Deutschland immer deutlicher. So wurde der Bau von neuen Altenheimen, neben der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen, zu einem der Schwerpunkte auf der Agenda des Diözesan-Caritasverbands. 1961 wurde das Altenheim in Haag bezogen und 1962 das Marienstift in Dachau eröffnet. Bis 1969 wurden sieben weitere Heime in Geretsried, Oberhaching, Glonn, Kolbermoor, Prien, Gauting und Gräfelfing eröffnet. Zudem etablierte der Diözesan-Caritasverband Erholungsheime für Seniorinnen und Senioren, wie 1966 in Bad Reichenhall und half ab 1969 den Pfarreien dabei, die Organisation von Altenclubs umzusetzen.[2] Mit den Jahren veränderte sich auch die Bewohnerstruktur. Zur Jahrtausendwende lag das durchschnittliche Eintrittsalter bereits bei 86 Jahren, die neuen Bewohnerinnen und Bewohner waren teilweise schon stark pflegebedürftig und erforderten besondere Aufmerksamkeit durch die Fachkräfte.

In den 2000er Jahren wurden die meisten der aus den 70ern-80ern stammenden Caritas-Altenheime saniert oder durch moderne Neubauten ersetzt. Je nach örtlicher und individueller Situation wurden neue Angebote in die Heime integriert. Hierzu zählen Tagespflegeplätze, das Konzept des betreuten Wohnens, das Pflegewohnen sowie die Einführung von Präsenzkräften, Palliative Pflege und Angebote für Demenzkranke.[3] Das in die Jahre gekommene Altenheim St. Nikolaus war der Prototyp für das neue modulare Konzept „Leben im Alter-Wohnen nach Maß“: es wurde 2007 neu gebaut und bietet seitdem rund 177 Wohn- und Pflegeplätze. Heute verfügt der Caritasverband über ein Angebot von 28 Pflege- und Altenheimen im Gebiet der Erzdiözese, wobei jedes Haus eine unterschiedlich und individuell angepasste Wohn- und Betreuungsform anbietet. [4]

Mit dem Jahr 2020 und der auch in Deutschland einsetzenden Covid-19 Pandemie sah sich der Diözesan-Caritasverband vor allem im Bereich der Altenhilfe vielen Herausforderungen und Risiken ausgesetzt – zusätzlich zu einem allgemeinen, latenten Mangel an Fachkräften. Auch die vom Diözesan-Caritasverband verwalteten Altenheime mussten sich fast täglich auf neue Verordnungen und Umstände einstellen. Zwischen Hygienekonzepten, Besuchsverboten, Testpflicht und Impfungen wurden die Mitarbeitenden der Einrichtungen stark gefordert.[5] Das langanhaltende Kontaktverbot zu älteren Menschen setzte vor allem den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie deren Angehörigen stark zu.[6]

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[1] Vgl. Caritasdienst 1990, S. 59-60.

[2] Vgl.: Hein, Bernd: Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V. 1960-1969 - Beratende Hilfe und Altenheimbau, S. 16 f.

[3] Vgl.: ebd., 2000-2010 - Wirtschaftskrise und knappe öffentliche Gelder, S. 32 ff.

[4] Vgl.: Leben im Alter, auf: Caritas München und Oberbayern, https://www.caritas-nah-am-naechsten.de/leben-im-alter, letzter Zugriff 18.08.21.

[5] Vgl.: Vor Ort da sein für Menschen. Geschäftsbericht des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising 2020/2021, auf: Caritas München und Oberbayern, https://der-caritasverband.caritas-nah-am-naechsten.de/de/geschaeftsberichte, letzter Zugriff 19.08.21, S. 1.

[6] Vgl.: Caritas Report. Das Magazin des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising 2020/2021, auf: Caritas München und Oberbayern, https://www.caritas-nah-am-naechsten.de/publikationen/caritas-report/41289, letzter Zugriff 19.08.21, S. 4.

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