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Das Münchner Marianum für Arbeiterinnen, Außenansicht vor 1937.  | © (Fotograf unbekannt, Archiv DiCV München und Freising e. V., Fotosammlung)

Das Münchner Marianum

Persönliche Wohn- und Betreuungsangebote für Menschen mit Behinderungen

Bereits vor dem 20. Jahrhundert fand Betreuung von geistig und körperlich beeinträchtigten Menschen am Rande der Gesellschaft in Großheimen, eher weit entfernt von heutiger Wohnkultur statt. Seit geraumer Zeit jedoch entwickelten sich zunehmend inklusive Lösungen für ihre Lebensgestaltung. So versucht das Münchner Marianum, seinen Bewohnerinnen und Bewohnern ein individuelles Leben mit der Chance zur sozialen Integration zu ermöglichen. Ein selbstbestimmtes Leben trotz körperlicher und geistiger Einschränkung soll für jeden möglich sein.

Die Privatstiftung „Marianum für Arbeiterinnen“ war von Stadtpfarrer Jakob Rathmayer 1879 gegründet worden. 60 bedürftige Mädchen waren hier von Augsburger Sternschwestern in Handarbeiten unterrichtet worden.[1] Dazu nahm die Einrichtung „erwerbsbeschränkte“ Frauen und Mädchen mit „körperlichen Gebrechen“ auf, um ihnen eine Lebensgrundlage zu geben.[2]  

1970 übernahm der Diözesan-Caritasverband die altehrwürdige Einrichtung und eröffnete bald auf dem östlichen Gartengrundstück eine neu gebaute „Caritas-Werkstätte für Behinderte“. 1973 folgte ein „Fünf-Tage-Heim“ für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werkstätte. Ab 1985 blieb das Wohnheim auch am Wochenende für Personen geöffnet, die keine anderweitigen Versorgungsmöglichkeiten hatten.[3] Die Integration von beeinträchtigten Personen in den Arbeitssektor war seit Beginn wesentlicher Bestandteil der Konzeption des Marianums. Die Einrichtung baute hier auf einem Konzept der Bundesvereinigung Lebenshilfe auf, die bereits 1967 eine „erste Konzeption zur Berufsausbildung“ für körperlich und geistig beeinträchtige Personen erarbeitet hatte. Waren die Tätigkeiten in den Werkstätten zu Beginn noch monoton und von Routine geprägt, bemühte man sich seit den 1990er Jahren, die Weiterentwicklung von individuellen Fähigkeiten im Arbeitsprozess zu ermöglichen. Zudem ist die Mitsprache bei der Gestaltung des Arbeitsprozesses, mit dem Ziel eine „demokratische, persönlichkeitsfördernde Entsprechung zum Leben im Wohnheim“[4] bieten zu können, ein zentrales Element der Arbeitsgestaltung für beeinträchtigte Personen. Auch die Privaträume der betreuten Personen veränderten sich. Hier wichen die in jedem Zimmer zunächst einheitlich genutzten Farben und Möbel den individuellen Gestaltungswünschen der Bewohnerinnen und Bewohner.[5]

Heute bietet das Marianum zahlreiche Betreuungs- und Begleitungsangebote für Menschen mit Behinderungen an. Die Abteilungen Ambulant betreutes Wohnen, Offene Behindertenarbeit und Familienentlastende Dienste gehören ebenso zum Angebot wie das Wohnheim. Dieses richtet sich an Personen mit geistiger oder mehrfacher Behinderung. Interessierte haben die Möglichkeit, durch die Teilnahme am sog. Freitagscafé die Einrichtung und ihr Umfeld kennenzulernen. So können potenzielle Bewohnerinnen und Bewohner auf Grundlage ihrer Besuche und Erfahrungen entscheiden, ob sie gerne in dem Wohnheim leben möchten. Unter dem Leitspruch „So sein. Und dabei sein“, steht heute die tägliche Arbeit im Marianum. Das erklärte Ziel des Diözesan-Caritasverbands ist, dass Menschen mit Behinderungen selbstverständlich dazugehören und so viel Selbstbestimmung wie möglich erhalten sollen. In den Bereichen Inklusion und Teilhabe werden wichtige gesellschaftliche Aufgaben gesehen.[6]

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[1] Archiv des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising e. V., III B-GL 1181, 25 Jahre Marianum, Chronik des Marianums.

[2] Archiv des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising e. V., AR 5, Marianum für Arbeiterinnen, Informationsblatt „Das Marianum grüsst Sie!“, o. D. vermutlich 1937.

[3] Archiv des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising e. V., III B-GL 1181, 25 Jahre Marianum, Chronik des Marianums.

[4] Archiv des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising e. V., III B-GL 1181, 25 Jahre Marianum, Dipl. Sozialpäd. Heiko Neumann: Wohnen mit behinderten Menschen, gestern und heute, S. 18.

[5] Archiv des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising e. V., III B-GL 1181, 25 Jahre Marianum, Dipl. Sozialpäd. Heiko Neumann: Wohnen mit behinderten Menschen, gestern und heute, S. 14-18.

[6] Vgl. Internetressourcen, https://www.caritas-nah-am-naechsten.de/haus-marianum/cont/35218, letzter Zugriff 18. Februar 2022; https://www.caritas-nah-am-naechsten.de/haus-marianum, letzter Zugriff 18. Februar 2022.

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