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Kinder werden mit einer Straßenbahn zur Stadtranderholung gefahren, 1953. | © (Münchner Kirchenzeitung/Gustl Tögel, Archiv des DiCV München und Freising e.V., Fotosammlung)

Betreuung und Erziehung im Wandel

Die Kinder- und Jugendfürsorge des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising e. V.

Der Diözesan-Caritasverband war in der Zeit der Weimarer Republik der Mittelpunkt des freien Wohlfahrtswesens in München und dem Umland. Der Verband wurde von zahlreichen katholischen Einrichtungen und Fachverbänden auf dem Gebiet der Erzdiözese als Fürsprecher und Ratgeber akzeptiert.[1] In dieser Zeit expandierte der Diözesan-Caritasverband besonders den Fachbereich der Kinder- und Jugendfürsorge. Vor allem die Erholungsfürsorge befand sich in ihrer Blütezeit. Die schnell anwachsende Zahl verschiedener Angebote[2] führte zu einer Konkurrenzsituation mit den anderen Verbänden der freien Wohlfahrtspflege. Wie auch die anderen weltanschaulichen Verbände nutzte der Diözesan-Caritasverband die Erholungsverschickung dazu, die eigene Agenda unter den Kindern und Jugendlichen zu fördern. Vor allem der sozialistischen Kinderfreundbewegung wollte er Veranstaltungen und Einrichtungen entgegensetzen. Auch durch die Etablierung katholischer Kindergärten in den 1920er und 1930er Jahren versuchte er,  Einfluss auf die konfessionelle Erziehung zu nehmen. Als beispielsweise 1931 die Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Münchner Arbeiterviertel Giesing einen sozialistischen Kindergarten errichten wollte, schritt der Diözesan-Caritasverband ein. Nach einer Unterschriftensammlung etablierte man einen von einer katholischen Ordensschwester geleiteten Kindergarten, der den katholischen Werten des Verbands folgte.[3]

Der Bau und Unterhalt von Kindertagestätten, Krippen und weiteren Einrichtungen zur Unterstützung der Jugendfürsorge war auch nach dem Zweiten Weltkrieg ein Fokus des Diözesan-Caritasverbandes. Die schwierige und herausfordernde Nachkriegszeit mit ihren oft zerrissenen Familien schuf einen großen Bedarf an Unterstützung in den Bereichen der Erziehung und Beaufsichtigung. Bis in die 1970er Jahre entstanden in der Erzdiözese rund 200 Kindertagesstätten. Diese sollten den Kindern berufstätiger Eltern eine ausreichende und adäquate Beaufsichtigung und ein altersgerechtes soziales Umfeld in Gegenwart gleichaltriger Kinder zukommen lassen.[4] Auch Ferienfreizeiten außerhalb der Stadt waren ein zentraler Punkt, ebenso wie die sogenannten „Stadtranderholungen“. Eine Lösung für Kinder, die keine längeren Aufenthalte getrennt von ihren Eltern antreten wollten. Durch die Stadtranderholungen, beispielsweise in Krailling, Großhesselohe oder Mittenheim, bot sich dennoch die Möglichkeit für Ausgleich in ländlicher Umgebung unter Gleichaltrigen.[5]

So engagierte sich der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V. von Beginn an für das Wohl und die Gesundheit von Kindern. Durch entsprechende Einrichtungen und Programme sollte der jungen Generation der Weg in eine gute und gesunde Zukunft geebnet werden.

 

[1] Vgl.: Rudloff, Wilfried: Konkurrenz, Kooperation, Korporatismus. Wohlfahrtsvereine und Wohlfahrtsverbände in München 1900-1933. In: Wollasch, Andreas (Hrsg.): Wohlfahrtspflege in der Region. Westfalen Lippe während des 19. und 20. Jahrhunderts im Vergleich. Paderborn 1997, S. 176 und 178.

[2] Vgl.: ebd., S. 169. Zur Entwicklung der Erziehungsfürsorge nach dem Ersten Weltkrieg vgl. auch: Eine kleine Chronologie der Caritas, auf: Caritas Deutschland, https://www.caritas.de/diecaritas/wir-ueber-uns/verbandsgeschichte/125-jahre-caritas/organisation/geschichte-der-caritas-in-deutschland, letzter Zugriff 15. Februar 2022.

[3] Vgl.: ebd., S. 180 f.

[4] Vgl.: Caritas. Ein Report über die Caritas 70 in der Erzdiözese München und Freising. München 1970, S. 35 f.

[5] Vgl.: ebd., S. 38.

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