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Was rührt den Betrachter an und führt zur Spendenbereitschaft? Flugblatt 1948: Spendenaufruf für die Caritassammlung 1948. | © (Archiv des DiCV München und Freising e. V., Altregistratur)

Kernkompetenz Kommunikation 

Öffentlichkeitsarbeit, Werbung und Statistik als wichtiger Erfolgsfaktor

Ein Blick in das Büro des Caritasverbands in der Münchner Türkenstraße 98. Ohne Unterbrechung rattern die Zahlenschieber, eifrig werden Zettel mit verschiedenen Anweisungen über die Bürotische hinweggereicht, erst zur Hälfte aufgerauchte Zigaretten im Aschenbecher ausgedrückt. Wenn Statistiken zum Jahresabschluss angefertigt oder Texte zur Vorstellung der Mitgliedsorganisationen für die Druckereien fertiggestellt werden mussten, konnte es im Büroalltag hektisch werden. Trotzdem war und ist diese Arbeit wichtig, wenn es darum geht, die Grundlage einer umfassenden Wohlfahrtsleistung zu legen.

Mit Gründung des Diözesan-Caritasverbands 1922 blieb die Öffentlichkeitsarbeit ein entscheidender Faktor. Für den Geistlichen Rat Georg Rudolf Fritz, ab 1927  Diözesan-Caritasdirektor, war die Aufgabe des Verbands, „die Werke der christlichen Nächstenliebe unter Gutheißung der kirchlichen Autorität planmäßig zu pflegen und zu fördern, ein geordnetes Zusammenwirken aller auf caritativen Gebieten tätigen Kräfte herbeizuführen und die Interessen der katholischen Caritas bei der Behörde und nichtkatholischen Wohlfahrtseinrichtungen zu vertreten.“[1] Mit dem Ziel, auf die eigene Arbeit aufmerksam zu machen, nutzte man unterschiedliche Werbearten. Aus Anlass des „Elisabethjubiläums“ richtete der Caritasverband etwa bis 1931 ein Fest aus, das öffentliche Aufmerksamkeit erhielt.[2] Veranstaltungen dieser Art wurden durch moderne Werbemaßnahmen ergänzt. Als man die „ungeahnt[e] Bedeutung“ von Presse, Rundfunk und Film erkannte, drehte der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising 1936 einen eigenen Film. Unter dem Titel „Tuet Gutes Allen“ stellte er die Verbandsarbeit und die Einrichtungen vor. Gezeigt wurde der Film bis 1938 in verschiedenen Pfarreien, Vereinen und Theatersälen der Stadt.[3]  

Ein weiteres wichtiges Betätigungsfeld des Diözesan-Caritasverbands ist die Erhebung von Statistiken zum Münchner Wohlfahrtswesen. Schon im Jahresbericht von 1922 finden sich Statistiken zu den Mitgliedervereinen, eine Unterscheidung zwischen den aktiven und den zahlenden Mitgliedern, sowie Zahlen zu den zu betreuenden Schützlingen. Daneben listete der Verband detailliert auf, welche Spenden er aus dem Ausland erhalten hatte: 518.977,85 Mark, 145 Sack Maismehl, 6 Sack Reis, 9 Kisten Kleider, […] 11 Sack Zucker, 6 Kisten Kondensmilch, 1 Faß Lebertran.[4] In den folgenden Jahren wurden die Statistiken detaillierter. 1933 konnte der Verband feststellen, dass man 17.642 Personen in der Unterstützungsstelle betreute. Von ihnen waren 15.228 Personen ortsansässig, 1.323 waren sogenannte „Wanderer“. Andere notierte Kategorien waren die Religions- und Staatszugehörigkeit, sowie der Familienstand, das Geschlecht und der Beruf.[5] Die Wohltätigkeitsarbeit erhielt so eine messbare Grundlage, sorgte für eine Vergleichbarkeit unter den Einrichtungen und für eine Dokumentation für die Geldgeber. Auch in Verhandlungen mit öffentlichen Stellen dienten die Statistiken der Verbandsarbeit, da sie die Notwendigkeit von caritativen Arbeiten untermauerten.[6]

Heute hat sich die statistische Arbeit des Verbands bewährt. Der Deutsche Caritasverband führt Grundlagenstatistiken, die gemeinsam mit den Diözesan-Verbänden erhoben werden. Darin enthalten sind Statistiken zum Stammdatenverzeichnis, Informationen über die Leistungsangebote und eine Erfassung der Einrichtungskapazitäten. Die Ergebnisse dienen heute wie damals sowohl der Arbeitsplanung als auch der wohlfahrtspolitischen Lobbyarbeit des Verbands.[7]

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[1] Zitat G.R. Fritz, zitiert aus: 50 Jahre Caritasverband München, S. 36. Für die Angaben im Teaser vgl.: Katholischer Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e. V. (Hrsg.): 50 Jahre Caritasverband München, München 1972, S. 65.

[2] 50 Jahre Caritasverband München, S. 70.

[3] Archiv des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising e. V., AR 673, Caritasfilm, Herstellung, „Tuet Gutes Allen!“ – Ein Film vom Wirken der Caritas in der Erzdiözese München-Freising. Ebd., Vorführung des Caritasfilms, 1936-1938.

[4] Archiv des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising e. V., AR 882, Jahresberichte des DiCV München u. Freising e. V., Teil 1, Jahresbericht des Caritasverbandes der Erzdiözese München-Freising 1922.

[5] Archiv des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising e. V., AR 882, Jahresberichte des DiCV München u. Freising e. V., Teil 1, Tätigkeitsbericht für das Jahr 1933. Neben den „Ortsansässigen“ und den Wanderern gab es noch „Asylisten“ (743) und „Auswärtige Diözesanen“ (348).

[6] Held, Franz; Speckert, Manfred: Statistik, in: Caritas und soziale Dienste, S. 495-507, hier: S. 495.

[7] Vgl. Internetressource: https://www2.caritas-statistik.de/startseite-statistik/zentralstatistik/ letzter Zugriff 20. Februar 2022.

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